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Junge Protestantin in Medjugorje: Alles prüfen, das Beste behalten

"Die wenigsten Dinge hauen mich so einfach um", sagt Sigrun, Tochter eines protestantischens Pfarrers während ihres Aufenthaltes in Medjugorje
Ein KATH.NET-Interview

Linz (www.kath.net/Ga)
Sigrun Arenz ist 23 und studiert protestantische Theologie. Die Tochter eines protestantischen Pfarrers in Nord-Bayern verbrachte die Karwoche und Ostern mit Jugendlichen von Amici di Dio und dem Jugend-Seelsorger Don Reto Nay im bosnischen Marienwallfahrtsort Medjugorje. KATH.NET machte mit ihr das folgende Interview:

KATH.NET: Wie bist Du nach Medjugorje gekommen?

SIGRUN: Mein Bruder wurde von seiner Freundin eingeladen, nach Medjugorje zu fahren. Da von der Gruppe ein oder zwei Leute abgesprungen sind, fragte er mich, ob ich nicht kurzfristig mitkommen möchte. Ich hatte zwei Stunden Zeit, mir das zu überlegen.

KATH.NET: Was ist Dir durch den Kopf gegangen, wie Du das gehört hast?

SIGRUN: Ich konnte das zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal aussprechen, obwohl mein Onkel vor einiger Zeit schon einmal dort war und mir schon ein wenig davon erzählt hat. Ich sprach dann mit Sabrine, der Freundin meines Bruders, und sie erzählte mir, dass wir dort jeden Tag in die hl. Messe gehen würden, Vorträge hören werden und Spaziergehen und ich dachte, das ist eine gute Sache, um die Karwoche gut zu erleben.

KATH.NET: Hast Du schon einmal so etwas Ähnliches in der Karwoche gemacht?

SIGRUN: Ich war letztes Jahr in St. Andrews in Schottland, wo ich studiert habe, und wir hatten dort eine sehr intensive Karwoche, wo ich jeden Tag in der Kirche war. Generell war es dort sehr schön, und wir hatten eine gute Gemeinschaft, was ich zu Hause sehr vermisst habe.

KATH.NET: Du warst Dir bewusst, dass das etwas ziemlich "Katholisches" ist und hast Dich trotz Deines protestantischen Backgrounds darauf eingelassen und nicht den Gedanken gehabt "Hey, was soll das"?

SIGRUN: Sicher habe ich mir das gedacht, aber es war für mich trotzdem kein besonders guter Grund, nicht dahin zu fahren.

KATH.NET: Was hast Du in Medjugorje unternommen?

SIGRUN: Ich bin in die hl. Messen gegangen, auf den Kreuzberg und auf den sogenannten Erscheinungsberg gestiegen. Ich war auch bei mehreren Vorträgen.

KATH.NET: Was hat Dich in Medjugorje beeindruckt?

SIGRUN: Ganz beeindruckend finde ich diese Gemeinschaft von Leuten, die alle hierherkommen und vom Glauben zusammengehalten werden. Stark habe ich gefunden, dass es ganz natürlich ist zu sagen: "Wir stellen Jesus an die erste Stelle" und dass es eben ein Teil unseres Lebens ist.

KATH.NET: Du hast auch Vicka getroffen, , eine der Seherinnen, die sagen, dass ihnen die Mutter Gottes erscheint. Nimmst du ihnen das ab? Wie gehst Du mit Marienerscheinungen um?

SIGRUN: Zunächst einmal gehe ich davon aus, dass dies generell möglich ist. Dann überzeugen mich die medizinischen und wissenschaftlichen Untersuchungen, die über die Erscheinungen gemacht worden sind.

KATH.NET: Du glaubst also, dass da irgendetwas sein muss?

SIGRUN: Ich denke schon. Mit letzter Sicherheit kann ich es natürlich nicht beweisen, aber ich nehme es einmal als gegeben hin.

KATH.NET: Noch einmal zurück zu der Frage, was Dich konkret dort in Medjugorje angesprochen hat?

SIGRUN: Ich bin eigentlich ein "kalter Nordmensch", obwohl ich aus Bayern komme. Die wenigsten Dinge hauen mich daher so einfach um. Das liegt nicht so in meiner Natur. Aber, was ich sehr bewegend war, war der Tag auf dem Erscheinungsberg und die Atmosphäre, die ich dort erleben durfte, wo alle sich hinknien und beten und wo man sich ganz eins mit Gott fühlen kann. Dann war auch die hl. Messe am Gründonnerstag, wo das Lied "Großer Gott, wir loben Dich" gesungen worden ist. Das war richtig gut. Auch die Atmospäre am Kreuzberg am Karfreitag war sehr intensiv. Wie diese vielen Menschen da hinaufgegangen sind, und man konnte sich vorstellen, wie man mit jedem Schritt etwas loslässt, das einen von Gott trennt und wie man das annimmt, was Gott von einem möchte.

KATH.NET: War Medjugorje ein wichtiger Schritt in Deinem persönlichen Glaubensweg?

SIGRUN: Das glaube ich schon, weil es eine Erfahrung ist, sich ganz intensiv auf eine Sache zu besinnnen, auf den Glauben und das auch intensiv zu leben, und das macht einen Unterschied. Ich nehme eine ganze Sammlungen von Erfahrungen mit, die vorher noch nie gemacht habe.

KATH.NET: Wirst Du wieder mal nach Medjugorje fahren?

SIGRUN: Ich denke schon.

KATH.NET: Du studierst evangelische Theologie. Wie kannst Du die Reise nach Medjugorje mit diesem Background unter einem Hut bringen?

SIGRUN: Für mich ist es nicht so ein großes Problem, so nach dem Motto "Ich bin evangelisch, und ich muss mich jetzt genau an das halten, was meine Kirche in diesen Fragen denkt". Zunächst einmal denke ich, dass es gut ist, wenn man etwas anderes kennen lernt, weil einem da vielleicht auch der eigene Standpunkt bewusster wird. Ich möchte das ganze auch als "theologische Neugier" bezeichnen. Ich meine, dass ich jetzt ein wenig Ahnung von katholischer Marienverehrung habe.

KATH.NET: Kannst Du katholische Marienverehrung mit Deinem Glauben vereinbaren?

SIGRUN: Natürlich ist für mich das, wie intensiv hier zum Beispiel der Rosenkranz gebetet wird, noch schwer vorstellbar. Aber es gibt jetzt auch für mich Gelegenheiten, wo ich denke, dass ich jetzt ein Ave Maria beten möchte. Ich denke, dass wir alle Christen sind und wir das selbe Ziel haben.

KATH.NET: Aber das Mariengebet gibt es ja eigentlich in der evangelischen Kirche nicht, oder?

SIGRUN: Das ist doch egal, ich handle nach dem Motto "Prüfet alles und behaltet das Beste".

KATH.NET: Was willst Du nach Deinem Studium einmal machen?

SIGRUN: Ich möchte mal einen Doktor in Theologie machen und vielleicht auch Schriftstellerin werden.

KATH.NET: Glaubst Du, dass Dich die Muttergottes nach Medjugorje geführt hat?

SIGRUN: Ich glaube, dass Jesus Christus mich hierher geführt hat, und ich habe mir auch schon die Frage gestellt, ob es auch die Muttergottes wollte und ich denke, dass die Mutter Gottes nichts wollen würde, was nicht auch Jesus will.

KATH.NET: Du hast hier sehr viele junge Katholiken kennengelernt. Wie weit ist das für Dich jetzt relevant?

SIGRUN: Ich habe eine Menge sehr netter junger Katholiken kennengelernt, mit denen ich auch später noch Kontakte habe möchte. Ich denke, dass ich viele neue katholische Freunde gefunden habe und dass das eine Bereicherung ist.

KATH.NET: Wenn Du jetzt nach Hause kommst, wirst Du dann Deiner Familie von den Erlebnissen erzählen?

SIGRUN: Ja, klar, ich möchte, dass sie einen Eindruck von dem Ort bekommen. Ich würde ihnen davon erzählen, was ich gut fand und was mir komisch vorkam, z. B. die Souvenirshops. Ich erzähle ihnen, was wir alles gemacht haben, auch von den persönlichen Eindrücken.

KATH.NET: Könntest Du Dir vorstellen, einmal bei einem katholischen Weltjugendtreffen mit dem Papst teilzunehmen?

SIGRUN: Ja, das könnte ich mir gut vorstellen.

KATH.NET: Fasziniert Dich die katholische Kirche bzw. was fasziniert Dich an ihr?

SIGRUN: Es gibt viele Aspekte, die mich sehr interessieren, zum Beispiel das mittelalterliche Klosterleben und zum Beispiel auch diese Herzensfrömmigkeit, das Gebet aus dem Herzen und der Versuch, den Glauben von innen zu erleben. Auch die Heiligen sind eine große Bereicherung. Meine Lieblingsheiligen sind zum Beispiel der hl. Andreas und die hl. Hildegard von Bingen.

KATH.NET: Danke für das Gespräch.

Eine Gedicht von Sigrun Arenz:

Abendstille

Es strahlt der Sonne Wiederschein Noch weit über die Lande, das Licht fließt fort wie roter Wein von hoher Berge Rande.

Weit fort verblaßt der Himmel schon, der Abend bricht herein, und zu der Glocke mahnend Ton verglänzt der satte Schein.

Und Feierstille stellt sich ein, der Tag hört auf, die Glocke steht, und alle Lande warten Sein; das Leben wird Gebet.

www.medjugorje.at

Foto: (c) KATH.NET


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