. Papst steht positiv zu Medjugorje
Interview mit Albrecht v. Raab-Straube im PUR-MAGAZIN
PUR:
Warum glauben Sie hat die Kirche nach 20 Jahren und über 25 Millionen
Pilgern dem Erscheinungsort Medjugorje bis heute die Anerkennung verwehrt?
Albrecht v. Raab-Straube: Die Kirche neigt seit 1945 dazu, in fast allen
Fällen von behaupteten Erscheinungen zu urteilen "non constat de
supernaturalitate" - das heißt: "die Übernatürlichkeit steht nicht fest" -
wohl zu unterscheiden von den beiden anderen Urteilssätzen "die
Übernatürlichkeit steht fest" und "es steht fest, dass die Erscheinung nicht
übernatürlich ist". In Unkenntnis dieser genauen römischen Differenzierungen
liest man dann in der Presse: "Die Kirche urteilt: nicht übernatürlich". Das
Urteil der Prüfungskommission um das Jahr 1993 lautet aber "non constat",
lässt also ein abschließendes Urteil offen. Die Kommission löste sich nach
den Kriegswirrnissen auf. Dem Bischof von Mostar hat Rom nach dessen
harscher Ablehnung der Ereignisse vor Ort die Befugnisse der Beurteilung
entzogen. Und so bleibt zur Zeit alles offen. Inzwischen haben die Menschen
mit den Füßen abgestimmt. Das offizielle Rom hält sich bedeckt. Freilich ist
es ein offenes Geheimnis, dass unser Papst sich in unzähligen Äußerungen
positiv zu Medjugorje bekannt hat. Die Zeiten sind vorbei, wo eine kleine
Kommission von Experten an einem Tisch im Offizialat isoliert darüber
entscheiden kann, ob Maria erschienen ist oder nicht. An dieser Entscheidung
sind ganz offenkundig heute die viel hochgelobten Laien mitbeteiligt.
PUR: Ändert sich die Einstellung der Kirchenführung zu Medjugorje langsam?
Albrecht v. Raab-Straube: An der Einstellung der offiziellen Kirchenführung
hat sich nichts geändert. Das interessiert aber kaum einen der Pilger, die
nach Medjugorje fahren und neuerdings auch immer weniger Bischöfe und
Priester. Wie es in den ersten Jahrhunderten der Christenheit keine
offiziellen Heiligsprechungen gab, so scheint sich heute Echtheit qua
anerkanntes Faktum durchzusetzen mit oder ohne Kommission.
PUR: Aber besonders im konservativ-katholischen Lager, das ansonsten die
Marienverehrung fördert, gibt es starke Bedenken gegen Medjugorje.
Albrecht v. Raab-Straube: Die Front der Gegner, die früher ihr
internationales Zentrum in Frankreich hatte, ist zusammengebrochen. In
Deutschland ist es der Autor des "Schwarzen Briefes" und der Zeitschrift
"Mystik", der in polemischer Form Argumente gegen Medjugorje sammelt. Aber
das sind Steine aus dem Hinterhof, die hier geworfen werden. Die genannten
Veröffentlichungen disqualifizieren sich von selbst durch die Art der
Argumentation.
PUR: Welches sind in Ihren Augen die größten Früchte von Medjugorje?
Albrecht v. Raab-Straube: Die erstaunlichste Frucht ist, dass tausende
Jugendliche sagen, wenn sie nach Hause kommen: Ich kann endlich wieder
glauben. Auch kommt es am Ort zu wirklichen und durchgreifenden Bekehrungen,
die sich äußerlich daran ablesen lassen, dass Medjugorje zum größten
Beichtstuhl der Welt geworden ist. Ich selber durfte in Medjugorje
stundenlang Beichte hören - es waren durchweg erschütternde Lebensberichte
von Menschen, die kamen, um Orientierung und wahre Lebenshilfe zu erfahren.
Diese Millionen von Menschen aus allen Ländern sind als wahre Missionare des
Glaubens, der Hoffnung und der Liebe in ihr Land zurückkehrt. Inzwischen
bezeugen viele Bischöfe, darunter Kardinal Schönborn von Wien und Kardinal
Degenhardt von Paderborn, dass der Priesternachwuchs ihrer Diözesen sich
weitgehend aus Leuten rekrutiert, die in Medjugorje waren.
PUR: Glauben Sie, dass die Erscheinungen nochmals 20 Jahre weitergehen
könnten?
Albrecht v. Raab-Straube: Ich vermute eher, dass die Erscheinungen bald
ihren Abschluss finden werden. Man muss ja sicher unterscheiden zwischen
subjektiven Visionen, die nicht nur die Seher sondern unzählige Menschen vor
Ort haben und den "offiziellen Ansprachen³, wie sie etwa die Seherin Maria
in Form der Monatsbotschaften hat. Außerdem gibt es die 10 Geheimnisse, für
deren Veröffentlichung Pater Petar Ljubici - zur Zeit in Blankenau bei Fulda
stationiert - verantwortlich ist. Mit der Veröffentlichung ist das
Erscheinen eines großen Zeichens - ähnlich wie das Sonnenwunder in Fatima -
vorausgesagt.
PUR: Es ist doch ungewöhnlich und einmalig, dass die Muttergottes 20 Jahre
lang ununterbrochen erscheint? Macht das die ganze Geschichte nicht auch
unglaubwürdig?
Albrecht v. Raab-Straube: Maria hat für alle der bisherigen Erscheinungsorte
zugesagt, dass sie dort "bleiben³ werde. Zu dieser Bleibeform gehört, dass
sie sich immer wieder bemerkbar macht in Zeichen und Ansprachen, die von
vielen Menschen gesehen und vernommen werden. Die Monatsbotschaften sind
meist sehr knapp gehalten und müssen als Impulse für das geistliche Leben
verstanden werden. Sie enthalten keine "neue Informationen³ über den
Wissenstand der offiziellen Lehre der Kirche, so wie er im Weltkatechismus
dargelegt wird, hinaus.
PUR: Welche Bedeutung hat Medjugorje für die Kirche und die Welt im
neubegonnenen Jahrhundert?
Albrecht v. Raab-Straube: Medjugorje beinhaltet in ganzer Breite und Tiefe
das Modell der Kirche für das kommende Jahrhundert. Die Praxis von Predigt
und Liturgie am Ort, die Art, wie sich die Menschen und Pilger im Ort
verhalten, zeigt, was das Konzil wollte: eine durchgreifende Erneuerung "von
unten³ und "von oben³ aus der Kraft des Heiligen Geistes. Inzwischen gibt es
in allen Bistümern der Welt Medjugorje-Gebetskreise, die in den meisten
Fällen auch von den Bischöfen anerkannt sind und wie es in deutschen
Bistümern der Fall ist, ihren festen Ort in den regelmäßigen Treffen der
Geistlichen Gemeinschaften haben. In Paderborn waren es vorwiegend unser
Erzbischof Kardinal Degenhardt und der neue Bischof von Fulda, Heinz Josef
Algermissen, die sich stark für die Förderung des Impulses aus Medjugorje
eingesetzt haben.
Pur-Magazin
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